• Compliance
  • 17.12.2025

Bereit für das, was kommt?

Bulgariens Weg zu SAF-T, E-Rechnung und voller finanzieller Transparenz

Dr. Andreas Maier
Dr. Andreas Maier
17.12.2025
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Europa verändert gerade die „Form“ von Geschäftsdokumenten. Viele Jahre konnte eine Rechnung als PDF völlig korrekt aussehen, selbst wenn die zugrunde liegenden Zahlen, die Umsatzsteuerlogik oder die Stammdaten unordentlich waren. Jetzt ist die Richtung klar: Rechnungen und Buchhaltungsdaten werden zunehmend zu strukturierten Daten, die Software schnell prüfen, abgleichen und melden kann. Das macht Steuerkontrollen nicht nur schneller. Es verändert den Alltag im Unternehmen, weil Fehler früher sichtbar werden und Geschäftspartner saubere Daten erwarten, sobald Systeme miteinander verbunden sind.

Man kann es sich so vorstellen: Papierähnliche Dokumente sind gut für Menschen, aber schlecht für Automatisierung. Strukturierte Daten sind hervorragend für Automatisierung, erzwingen aber Disziplin. Wenn ein Land strukturierte Meldungen oder strukturierte Rechnungen verlangt, kann man sich nicht mehr „hinter dem Layout“ verstecken. Eine fehlende USt-IdNr., ein falscher Steuersatz oder inkonsistente Artikelbezeichnungen sind dann keine kosmetischen Probleme mehr, sondern führen zu Ablehnungen, Zahlungsverzögerungen oder Compliance-Risiken.

Bulgariens Ausgangspunkt: SAF-T ab 2026 und strengere Datenhygiene

In Bulgarien ist der wichtigste kurzfristige Schritt SAF-T. SAF-T ist kein „Rechnungsformat“, sondern ein standardisiertes Paket aus Buchhaltungs- und Steuerdaten, das Prüfungen und Kontrollen deutlich einheitlicher macht. Die technische Grundlage wurde veröffentlicht, und die ersten verpflichtenden Übermittlungen werden ab Anfang 2026 schrittweise eingeführt.

In der Praxis bedeutet das: Compliance rutscht tiefer ins System hinein. Es reicht nicht mehr, eine optisch saubere Rechnung zu erzeugen. Finanzdaten müssen intern stimmig sein: Stammdaten, Umsatzsteuer-Setup, Kontierungslogik, Nummernkreise und die Verbindung der Belege zu den Buchungen müssen sauber zusammenpassen. SAF-T macht Datenqualität zu einem Steuerthema – nicht zu einer „IT-Meinung“. Wer früh startet, bereinigt diese Punkte kontrolliert. Wer spät startet, erlebt sie als teure Baustelle unter Zeitdruck.

Bulgarien hat bereits eine echte E-Rechnungsanforderung in einem wichtigen Bereich: öffentliche Vergabe

Bulgarien hat derzeit keine flächendeckende Pflicht zur B2B-E-Rechnung für alle Unternehmen. Gleichzeitig ist E-Rechnung hier nicht nur Theorie. Im Kontext öffentlicher Aufträge müssen öffentliche Auftraggeber elektronische Rechnungen akzeptieren und verarbeiten, sofern sie die umsatzsteuerlichen Rechnungsangaben erfüllen und dem europäischen Standard entsprechen, wie es im Vergaberecht geregelt ist.

Praktisch passt das in das europaweite Muster: strukturierte Rechnungsdaten statt reiner Dokumentbilder – und ein Umfeld, in dem Systeme Rechnungen zunehmend direkt austauschen. Genau deshalb ist diese B2G-Schiene wichtig: Sie zeigt, wohin sich der Markt bewegt, und wie schnell sich Prozesse umstellen können.

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„Elektronische Rechnung“ heißt nicht einfach „PDF per E-Mail“

Die bulgarischen Umsatzsteuerregeln erlauben elektronische Rechnungen, verlangen dabei aber etwas, das abstrakt klingt und sehr praktisch ist: Der Aussteller muss Echtheit der Herkunft, Unversehrtheit des Inhalts und Lesbarkeit sicherstellen – typischerweise durch organisatorische und technische Kontrollen, die einen verlässlichen Prüfpfad (Audit Trail) schaffen, optional ergänzt durch qualifizierte elektronische Signaturen oder EDI. Genau hier zeigt sich, warum frühe Vorbereitung zählt: Solche Kontrollen baut man am besten in normale Workflows ein, statt sie später hastig „anzuschrauben“.

Darum profitieren bulgarische Unternehmen schon heute davon, so zu arbeiten, als wäre strukturierte Compliance die Norm: klare Freigaben, nachvollziehbare Änderungen, konsistente Nummernkreise und sichere Archivierung. Diese Gewohnheiten senken Risiken sofort – und machen künftige Pflichten eher zu einer Konfiguration als zu einem Umbau.

Warum Belgien (und andere) für bulgarische Unternehmen relevant sind

Es ist naheliegend zu sagen: „Das ist belgisches Recht, nicht unseres.“ Aber Handel funktioniert so nicht mehr. Wenn ein bulgarisches Unternehmen in Ländern aktiv ist, in denen strukturierte B2B-E-Rechnungen verpflichtend werden – etwa durch eine lokale Präsenz, Registrierungen oder inländische B2B-Umsätze dort – muss der Rechnungsprozess diesen Anforderungen entsprechen. Denn die eigene Rechnung ist Teil der Compliance-Kette des Geschäftspartners.

Belgien ist ein gutes Beispiel, weil Datum und Botschaft eindeutig sind: Ab 1. Januar 2026 werden strukturierte E-Rechnungen im belgischen B2B-Bereich verpflichtend; reine PDF-Rechnungen reichen dann nicht mehr aus. Das ist ein typisches „Schalter-umlegen“-Szenario: Wer vorbereitet ist, arbeitet weiter. Wer nicht vorbereitet ist, hat plötzlich Reibung in jedem einzelnen Vorgang.

Deutschland sendet ebenfalls ein starkes Signal. Dort kommt die Veränderung stufenweise, wobei die Fähigkeit zum Empfang strukturierter E-Rechnungen früh relevant wird und die Verpflichtungen rund um die Ausstellung später folgen. Der praktische Effekt ist entscheidend: Schon die Empfangspflicht verändert den Alltag, weil man verarbeiten muss, was Lieferanten schicken.

Frankreich zeigt denselben Trend mit einem gestaffelten Start ab September 2026. Das ist genau der Grund, warum eine bulgarische Firma die Entwicklung nicht nur „lokal“ betrachten kann: Anforderungen von Handelspartnern können Prozesse oft schneller verändern als ein nationales Gesetz.

Auch Länder wie Polen und Rumänien zeigen, wie stark nationale Plattformmodelle den Geschäftsalltag prägen können. Das sind keine Randthemen, sondern Beispiele für eine europäische Normalisierung: strukturierte Meldungen werden Routine, papierähnliche Rechnungen werden zur Ausnahme.

Das betrifft nicht nur grenzüberschreitende Umsätze – es verändert die interne Arbeitsweise

Cross-Border-Regeln bekommen die meisten Schlagzeilen. Der größere Effekt entsteht jedoch im Unternehmen selbst. Strukturierte E-Rechnung und strukturierte Meldungen machen es viel einfacher, die gesamte Kette automatisch zu verbinden: Auftrag, Lieferung, Rechnung, Zahlung, umsatzsteuerliche Behandlung und Buchung. Wenn diese Kette verbunden ist, werden Fehler leichter erkennbar – und gleichzeitig schwerer zu ignorieren. Das System „erwartet“ Konsistenz, und Inkonsistenzen werden sichtbar.

So wird „finanzielle Transparenz“ vom Schlagwort zur Realität. Unternehmen mit sauberen Daten bewegen sich schneller und diskutieren weniger, weil sie Vorgänge über einen klaren Prüfpfad belegen können. Unternehmen mit unklaren Daten verbringen mehr Zeit mit Ausnahmen, Rückfragen und nachträglichen Korrekturen.

Das EU-Zielbild: digitale Meldepflichten ab 2030 und Harmonisierung bis 2035

Auf EU-Ebene ist ViDA („VAT in the Digital Age“) das deutlichste Signal für die Richtung. Die EU-Pläne führen digitale Meldepflichten für grenzüberschreitende B2B-Transaktionen ein und zielen auf eine Harmonisierung von Echtzeit- bzw. nah-Echtzeit-Systemen in den Mitgliedstaaten. Das ist der Weg zu „Transparenz by Design“: schneller, standardisierter, weniger abhängig von manuellen Abstimmungen im Nachhinein.

Selbst Unternehmen ohne grenzüberschreitende Umsätze spüren das mittelfristig, weil die Systeme, die Cross-Border-Compliance ermöglichen, häufig zur effizienteren Standardarbeitsweise auch im Inland werden.

Was Unternehmen brauchen: „Muss“, „Sollte“, „Nice-to-have“ – ohne Marketingnebel

Die „Muss“-Ebene ist das Fundament, das Compliance-Fehler verhindert. Gemeint ist die Fähigkeit, konsistente und prüfbare Daten zu liefern: saubere Debitoren- und Kreditorenstammdaten, korrekte Umsatzsteuerlogik, verlässliche Nummernkreise, sichere Freigaben und ein Prüfpfad, der erklärt, wie ein Beleg entstanden ist und ob er verändert wurde. In Bulgarien wird dieses Fundament mit SAF-T ab 2026 besonders wichtig, und im öffentlichen Bereich spielt es im Rahmen strukturierter E-Rechnungen ohnehin bereits eine Rolle.

Die „Sollte“-Ebene verhindert operatives Chaos, sobald Ablehnungen und Sonderfälle auftreten. Das bedeutet: klare Statusverfolgung, saubere Fehlerbehandlung, korrekte Neuübermittlung, Abgleich mit Zahlungen und ein Überblick für Finance, was gesendet, akzeptiert, bezahlt oder offen ist – ohne dass jede Ausnahme zu einer E-Mail-Lawine wird. Je schneller externe Systeme validieren, desto stärker wird das interne Ausnahme-Handling Teil von Compliance.

Die „Nice-to-have“-Ebene macht aus Compliance einen Vorteil. Das ist kein Zauber, sondern Sichtbarkeit: Dashboards, die zeigen, wo Rechnungen hängen, warum etwas abgelehnt wurde, oder wo Umsatzsteuer-Muster ungewöhnlich sind. In einer Welt strukturierter Daten ist frühes Erkennen oft wertvoller als spätes „Hinterherarbeiten“.

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Dr. Andreas Maier

Prognostizierter Zeitplan: von „Dateien und PDFs“ zu „nahezu Echtzeit-Transparenz“

Date (high level) What it means in practice for companies
2026 (Bulgarien) SAF-T-Meldungen starten stufenweise; Finanzteams müssen konsistente, sauber gemappte Buchhaltungsdaten liefern können – nicht nur druckbare Rechnungen.
1 Jan 2026 (Belgien) Inländische belgische B2B-Rechnungen müssen als strukturierte E-Rechnungen ausgestellt werden; PDFs allein reichen dort rechtlich nicht aus. Relevant ist das insbesondere bei einer belgischen Gesellschaft, einer belgischen umsatzsteuerlichen Betriebsstätte/VAT-Registrierung oder inländischen belgischen B2B-Geschäftsvorfällen.
1 Jan 2025 → 2027/2028 (Deutschland) Deutschland führt die B2B-E-Rechnung schrittweise ein: Unternehmen müssen ab 2025 strukturierte E-Rechnungen empfangen können; die Pflicht zur Ausstellung kommt später (zuerst große Unternehmen, danach alle).
20230 (EU-weit, grenzüberschreitend) Die EU-Reform „VAT in the Digital Age“ (ViDA) führt ab 1. Juli 2030 digitale Meldepflichten für grenzüberschreitende B2B-Transaktionen ein und macht E-Rechnung sowie Meldungen nahe Echtzeit zum „Normalfall“ im europäischen Handel.
2035 (EU-Harmonisierungsphase) Mitgliedstaaten mit nationalen Echtzeit-Meldesystemen müssen sich an EU-Standards ausrichten; dadurch sinkt die Fragmentierung zwischen den Ländern.

Warum frühe Vorbereitung heute ein Basiskriterium ist – kein Upgrade

Späte Vorbereitung scheitert selten spektakulär. Sie scheitert leise, aber teuer: abgelehnte Rechnungen, verzögerte Zahlungen, Partner, die Formate nicht verarbeiten können, und Finance-Teams, die in manueller Nacharbeit versinken. Frühe Vorbereitung verhindert das, weil Compliance dann ein normaler Workflow ist und kein Last-Minute-Projekt.

Frühe Vorbereitung schützt auch Wachstum. Wenn Belgien 2026 strukturierte B2B-Rechnungen fordert und andere Länder früher oder später nachziehen, kann ein bulgarisches Unternehmen nicht warten, bis Bulgarien identische Pflichten einführt. Handelspartner und lokale Anforderungen erzwingen die Umstellung oft ohnehin – und je früher das Fundament steht, desto weniger disruptiv wird jede neue Regel.

SIX ERP: sofort einsatzbereit und für das Kommende gebaut

Genau hier passt SIX ERP: als Ready-to-go-Lösung für Unternehmen, die bei Compliance und Besteuerung vorne bleiben wollen. Es geht nicht darum, „irgendeine Datei“ zu erzeugen, sondern stabile Workflows zu betreiben, die auch bei sich ändernden Regeln funktionieren – mit strukturierten Daten dort, wo sie gebraucht werden, klaren Prüfpfaden und der Datenhygiene, von der SAF-T und E-Rechnung leben.

Die Kernaussage ist einfach: 2029 ist in Systemprojekten nicht weit weg. Wer Vorbereitung als Basiskriterium versteht, arbeitet ruhiger, wird schneller bezahlt und bekommt mehr Vertrauen in die eigenen Zahlen. Und mit SIX ERP lassen sich die kommenden Anforderungen mit Sicherheit meistern – ohne ständig hinter neuen Fristen herzulaufen.

Über den Autor
Dr. Andreas Maier

Andreas Maier ist ein ergebnisorientierter CEO mit fast 30 Jahren Erfahrung in den Bereichen ERP, digitale Transformation und IT-Beratung. Er hatte Führungspositionen in Fortune-100-Unternehmen wie rentalcars.com (PCLN) und Intrasoft International, einem führenden EU-basierten Softwareanbieter für Forschung und Entwicklung, inne. Mit einem Ph.D. in Neuronalen Netzwerken von der Universität zu Köln verbindet Andreas tiefgehendes technisches Know-how mit einer strategischen Herangehensweise zur Optimierung von Geschäftsprozessen.

Als Gründer und Mitgründer mehrerer erfolgreicher Startups, darunter XXL Cloud Inc., eShopLeasing Ltd und WDS Consulting SA, liegt sein Fachgebiet in ERP-Beratung, IT-Strategie und Prozessautomatisierung. Sein Fokus liegt darauf, Unternehmen bei der Implementierung skalierbarer ERP-Lösungen zu unterstützen, Geschäftsabläufe zu optimieren und die digitale Transformation voranzutreiben.

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