• Artificial Intelligence
  • 01.11.2025

Agentische KI + MCP: Das neue Nervenzentrum des ERP

Wie autonome Systeme, Echtweltdaten und moderne Steuerungsprotokolle ERP von der Ablage zum Ressourcen-Forecast machen.

Dr. Andreas Maier
Dr. Andreas Maier
01.11.2025
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Agentische KI ist der nächste Schritt, nachdem große Sprachmodelle lesen und schreiben gelernt haben. Statt auf eine Frage zu warten, kann ein Agent ein Ziel setzen, es in Schritte zerlegen, die passenden Werkzeuge wählen, prüfen, ob das Ergebnis passt, und es bei Bedarf erneut versuchen. In einem ERP bedeutet das: nicht mehr durch Berichte scrollen, um zu verstehen, was schief lief. Das System erkennt ein Muster im Vertrieb, prüft Rohmaterialbestände, schaut in Maschinenkalender und entwirft einen Plan, der Bestellungen und Fertigungsaufträge mit klaren Begründungen anpasst. Es erklärt seinen Vorschlag in einfacher Sprache, zeigt die zugrunde liegenden Daten und bereitet die Freigabe so vor, dass eine Führungskraft in Sekunden zustimmen oder ablehnen kann. Dieser Wandel macht aus ERP kein passives Protokoll der Vergangenheit, sondern einen aktiven Partner, der Probleme systematisch durchdenkt, Optionen testet und mit jeder Schleife näher an die beste Entscheidung rückt.

1) Von LLMs zu agentischen Systemen

Wissen allein reicht nicht—Systeme müssen entscheiden und handeln.

Große Sprachmodelle verstehen Fragen und formulieren Antworten, doch ein Unternehmen braucht mehr als Antworten—es braucht Taten. Agentische Systeme ergänzen Planung, Werkzeugnutzung und Feedback, sodass sie von „Wie lang ist die Lieferzeit?“ zu „Die Lieferzeit ist gestiegen; hier sind drei sichere Änderungen, um Termine zu halten, jeweils mit Kosten- und Risikoprofil“ gelangen. Sie nutzen ERP-APIs, führen kleine Simulationen aus und vergleichen Ergebnisse, bevor sie einen Weg empfehlen. Fällt das Ergebnis schwach aus, fordern sie weitere Daten an oder wählen ein anderes Werkzeug. Ist es stark, liefern sie eine klare Zusammenfassung, die Arbeitsschritte und die konkreten Änderungen. So schließt sich die Lücke zwischen Analyse und Umsetzung—Teams entscheiden schneller und verlässlicher.

2) Was MCP-Server im ERP wirklich leisten

Maschinen sprechen Protokolle; MCP lässt KI in Operationen sprechen.

Ein MCP-Server (Model Context Protocol) ist ein gesichertes Tor, das Agenten nur die erlaubten Werkzeuge und Datenausschnitte zeigt—nicht mehr. Praktisch stellt er sichere Funktionen bereit wie „Bestellung anlegen“, „Bestand nach Los lesen“, „Wartung terminieren“ oder „QS-Spezifikation holen“, jeweils mit Rechten und Eingaberegeln. Statt für jeden Zweck neue Integrationen zu bauen, definieren Sie diese Tools einmal, dokumentieren sie, und Agenten rufen sie unter klarer Policy auf. Das ERP behält die Kontrolle, weil jeder Aufruf protokolliert, begrenzt und einer Rolle zugeordnet ist. Wenn ein menschlicher Schritt nötig ist—etwa eine Preisfreigabe—liefert der MCP-Server eine Freigabekarte statt direkt zu ändern. Dieses Muster macht neue Agenten-Skills schnell verfügbar, ohne Stabilität und Compliance zu gefährden.

Effizienz³ =
SIX ERP² × Einfachheit.

3) Der Datensprung: Vom Lager zu Echtzeit-Kontext

Echtweltdaten sind der Treibstoff; Kontext ist die Brennkammer.

Datenlager helfen, aus der Vergangenheit zu lernen, aber der Betrieb hängt von der Gegenwart ab. Agentisches ERP wird stark, wenn es Live-Signale liest: Sensordaten aus Maschinen, Liefer-ETAs, Pick-Raten im Lager und externe Faktoren wie Energiepreise oder Wetterverzögerungen. Mit aktuellem Kontext erkennen Agenten, ob ein Plan hält, bevor er kippt. Sie können einen riskanten Batch pausieren, die Reihenfolge zur Vermeidung von Umrüstungen ändern oder eine Lieferung splitten, um Service-Level zu sichern. Kombiniert man Live-Daten mit einer Wissensschicht—Prozesse, Verträge, Qualitätsregeln—bleiben Maßnahmen sicher und konsistent. Das Ergebnis: weniger Feuerlöschen, mehr ruhiger, stetiger Fluss.

4) Intelligente Business Analytics: Von deskriptiv zu prädiktiv (und präskriptiv)

Dashboards informieren; Agenten transformieren.

Klassische Dashboards sagen, was gestern war; intelligente Analytik blickt voraus und schlägt Handlungen vor. Agenten prognostizieren Bedarf unter Berücksichtigung von Nachfrageschwankungen, Lieferantenzuverlässigkeit und Liquidität—nicht nur über Durchschnittswerte. Sie erkennen schwache Signale—z. B. leicht steigende Ausschussquoten auf einer Linie—und prüfen Ursachen, bevor großer Ausschuss entsteht. Sie schlagen konkrete Schritte vor, etwa Batchgrößen anpassen, Lieferant für ein Teil wechseln oder ein Lieferfenster verschieben, und zeigen die erwartete Wirkung auf Marge, Servicegrad und Bestand. Weil der Agent dauerhaft läuft, aktualisiert er den Plan mit neuen Fakten—so bleibt das Unternehmen vorausschauend statt reaktiv.

5) Ressourcenprognose > Ressourcenplanung

Einmal planen war gestern; kontinuierlich planen ist morgen.

Traditionelles MRP läuft nach Zeitplan und liefert eine Antwort. Agentisches ERP läuft kontinuierlich und passt Pläne an, sobald sich Bedingungen ändern. Es schätzt Maschinenverfügbarkeit nach realer Laufzeit, nicht nur nach Kalender. Es sagt Personal­lücken durch Schichttausch voraus und schlägt gezielte Aushilfen vor, wo es wirklich zählt. Es prüft Transportkapazität, bevor es Liefertermine zusagt, und baut kleine Puffer dort, wo das Risiko am höchsten ist—nicht überall. Wenn ein Lieferant ausfällt, vergleicht der Agent Alternativen, kalkuliert neue Kosten und Durchlaufzeiten und zeigt eine geordnete Liste an Gegenmaßnahmen. Planung wird zu einem lebenden Prozess, der aus Ergebnissen lernt und das System verlässlich nahe an seinen Zielen hält.

6) Industrie 4.0: Der geschlossene Regelkreis zwischen Bits und Atomen

IoT, OPC UA und digitale Zwillinge treffen Agenten-Orchestrierung.

Industrie 4.0 vernetzt Maschinen, Sensoren und Systeme; agentisches ERP gibt dieser Vernetzung einen Zweck. Mit Maschinendaten erkennt ein Agent Verschleißmuster, plant Wartung vor Ausfall und bestellt Teile rechtzeitig, um Expresskosten zu vermeiden. Mit Qualitätsregeln im Kontext vergleicht er Messwerte mit Toleranzen, meldet Drift früh und senkt Nacharbeit. Mit einem digitalen Zwilling testet er neue Reihenfolgen virtuell, schätzt Zykluszeitänderungen und aktualisiert erst dann den realen Plan. Weil jeder Schritt erklärt und protokolliert ist, behalten Ingenieur:innen und Führungskräfte die Kontrolle, während das System Routineanpassungen übernimmt, die Output stabil halten und Kosten senken.

7) Menschliche Kontrolle, klare Leitplanken

Autonomie mit Verantwortlichkeit.

Agenten handeln innerhalb von Grenzen, die Sie definieren: Wer darf was lesen, wo schreiben und was braucht Freigabe. Jede Aktion wird mit Eingaben, Ausgaben und Begründung festgehalten. Sensible Bereiche—z. B. Preise, Löhne oder regulierte Daten—bleiben hinter strengeren Kontrollen; der Agent sendet dann eine klare Freigabeanfrage. Weil sich das System erklärt, wächst Vertrauen schneller und Audits laufen zügiger. Das ist nicht „hands off“, sondern „Hände an den richtigen Hebeln“—Menschen entscheiden über Wesentliches statt Daten abzutippen oder Status nachzujagen.

8) Architektur-Blueprint: So greift alles ineinander

Pragmatischer Stack für Produktion, nicht für Prototypen.

Ein solider agentischer ERP-Stack hat wenige, klare Schichten. Die MCP-Schicht definiert sichere Tools und Datenansichten. Eine Kontextschicht hält Prozesse, Spezifikationen und Dokumente für schnellen Zugriff, damit der Agent Firmenregeln folgt. Ereignisströme bündeln Updates aus Maschinen, MES, WMS, CRM und externen Feeds. Die Agenten-Laufzeit plant Schritte, ruft Tools, prüft Ergebnisse und versucht es bei Bedarf erneut—unter Kosten- und Latenzvorgaben. Eine Policy-Schicht erzwingt Rollen, Quoten und Audit-Trails. Die UX-Schicht bringt das in die gewohnten Oberflächen: Assistenten neben Arbeitsaufträgen, proaktive Hinweise, Ein-Klick-Freigaben, die Änderungen direkt im ERP anwenden. Jede Schicht bleibt schlank—im Verbund entsteht ein System, das lernt und sich anpasst, ohne den Kern zu destabilisieren.

9) Hochwirksame Einstiegsfälle

Starten Sie dort, wo der Nutzen offensichtlich ist.

Beginnen Sie mit kleinen, sichtbaren Gewinnen. Bedarfs- und Lieferprognosen, die Risiko berücksichtigen, heben Servicegrade ohne Bestände aufzublähen. Vorausschauende Wartung senkt Stillstände und Notfall-Einkäufe. Dynamische Planung, die Energietarife und Rüstzeiten beachtet, drückt Kosten je Einheit. QS-Cokpits senken Fehlerquoten, indem sie Drift früher erkennen und Mitarbeitende mit klaren Schritten leiten. Finanz-Simulatoren verknüpfen Pläne mit Cash, damit Entscheider die Wirkung von Verzögerungen oder Rabatten vorab sehen. Alle Use Cases teilen dasselbe Rückgrat—MCP-Tools, Kontext, Events—jeder Erfolg beschleunigt den nächsten.

10) Messbare Ergebnisse

Weniger KI-Gerede, mehr Geschäftswirkung.

Agentisches ERP muss sich an Zahlen messen lassen, die das Unternehmen bereits verfolgt. Achten Sie auf höhere Prognosegüte, besseren OTIF, kürzere Durchlaufzeiten, weniger ungeplante Stopps, geringeren Ausschuss und einen stärkeren Cash-Conversion-Cycle. Prüfen Sie, dass Empfehlungen Begründungen, erwartete Effekte und eine Messmethode enthalten. Mit der Zeit lernt der Agent, welche Taktiken in Ihrer Umgebung am besten wirken, und setzt sie häufiger ein. Ziel ist keine hübsche Formulierung, sondern stetige, sichtbare Verbesserungen, die sich summieren.

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Dr. Andreas Maier

11) Sicherheit, Compliance und Vertrauen ab Werk

Standardmäßig sicher, nicht nachträglich angeklebt.

Vertrauen beginnt im Design. Über MCP bereitgestellte Tools sind nach dem Least-Privilege-Prinzip getrennt in Lese-/Schreibrechte. Sensible Daten werden maskiert oder in ihrer Region gehalten. Validierung greift vor und nach Aktionen, damit aus fehlerhaften Eingaben keine fehlerhaften Buchungen werden. Red-Team-Prompts und Testfälle decken Schwachstellen früh auf. Jeder Schritt ist mit Wer, Was, Wann, Warum protokolliert—Compliance-Prüfungen laufen schneller. Falls etwas schiefgeht, sind Rückroll-Wege klar. So bleibt der Betrieb sicher, während hilfreiche Automatisierung wachsen kann.

12) Die SIX-ERP-Sicht: Smarte Anwendungen, nicht nur smarte Antworten

Über Ressourcenplanung hinaus—hin zur Ressourcenprognose.

Bei SIX ERP bauen wir Agenten-Fähigkeiten direkt in die Workflows, die Teams täglich nutzen. Unsere MCP-Server stellen kontrollierte Aktionen in Fertigung, Lager, Finanzen und CRM bereit, damit Agenten Live-Kontext lesen und sichere Schritte gehen, die das Geschäft voranbringen. Wir starten mit kleinen, klaren Gewinnen—z. B. stabilere Lieferzeiten oder weniger Ausschuss—und rollen dasselbe Muster dann bereichsübergreifend aus. Das Ziel ist einfach: Das ERP soll Ressourcenbedarf vorhersagen, tragfähige Pläne vorschlagen und Menschen bei der Umsetzung mit Vertrauen unterstützen.

13) Migrationspfad: In Wochen statt Jahren

Dünne Scheiben, schnelle Erfolge, stetige Erweiterung.

Wählen Sie einen Prozess, in dem Verzögerung oder Verschwendung am meisten schmerzt. Verbinden Sie die nötigen Datenströme, veröffentlichen Sie wenige sichere Tools über MCP und lassen Sie den Agenten im Schattenmodus mitlaufen, um seinen Plan mit dem aktuellen zu vergleichen. Wenn die Ergebnisse tragen, schalten Sie auf „Mensch-in-der-Schleife“, damit Änderungen per Klick freigegeben werden. Nach einer stabilen Phase automatisiert der Agent risikoarme Aktionen, Menschen kümmern sich um Ausnahmen. Wiederverwenden Sie Tools und Muster für den nächsten Prozess. So vermeiden Sie Big-Bang-Risiko und bauen Vertrauen Schritt für Schritt auf.

14) Nahe Zukunft

Autonome Zellen, Multi-Agenten-Schwärme und marktsensible Fabriken.

Fertigungszellen planen sich selbst entlang Live-Nachfrage, Lieferantenrisiko und Energiekosten. Mehrere Agenten koordinieren Werke, handeln Kapazität, balancieren Eilaufträge und halten Servicezusagen. Einkauf erkennt Risiken früh und handelt, bevor Knappheit trifft. Nachhaltigkeitsziele stehen gleichberechtigt neben Kosten und Durchsatz in jedem Plan. Wenn sich diese Teile verbinden, tut das ERP mehr, als den Zustand des Unternehmens zu spiegeln—es steuert es Schritt für Schritt zu besseren Ergebnissen.

15) Aufruf zum Handeln

Machen Sie Ihr ERP agentisch—beginnen Sie in diesem Quartal.

Wenn Sie weniger Überraschungen und stabilere Ergebnisse wollen, starten Sie mit einer fokussierten Scheibe und lassen Sie Zahlen sprechen. SIX ERP bringt agentische Workflows, MCP-basierte Integrationen und die nötigen Leitplanken für den echten Betrieb. Wir helfen Ihnen, von Berichten zu Empfehlungen zu wechseln, von Einmal-Plänen zu kontinuierlicher Prognose und von Fleißarbeit zu besserer Arbeit. Bauen wir gemeinsam die smarte Fabrik—praktisch, messbar und bereit für das, was kommt.

Über den Autor
Dr. Andreas Maier

Andreas Maier ist ein ergebnisorientierter CEO mit fast 30 Jahren Erfahrung in den Bereichen ERP, digitale Transformation und IT-Beratung. Er hatte Führungspositionen in Fortune-100-Unternehmen wie rentalcars.com (PCLN) und Intrasoft International, einem führenden EU-basierten Softwareanbieter für Forschung und Entwicklung, inne. Mit einem Ph.D. in Neuronalen Netzwerken von der Universität zu Köln verbindet Andreas tiefgehendes technisches Know-how mit einer strategischen Herangehensweise zur Optimierung von Geschäftsprozessen.

Als Gründer und Mitgründer mehrerer erfolgreicher Startups, darunter XXL Cloud Inc., eShopLeasing Ltd und WDS Consulting SA, liegt sein Fachgebiet in ERP-Beratung, IT-Strategie und Prozessautomatisierung. Sein Fokus liegt darauf, Unternehmen bei der Implementierung skalierbarer ERP-Lösungen zu unterstützen, Geschäftsabläufe zu optimieren und die digitale Transformation voranzutreiben.

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